„Hätte Opa das noch erlebt“
Auf Einladung des CSU Ortsverbands und des CSU Kreisverbands Günzburg versammelten sich am Tag der Deutschen Einheit rund 50 interessierte Besucher auf dem Günzburger Lannionplatz. Der stellvertretende CSU Ortsvorsitzende und Stadtrat Stefan Baisch betonte in seiner Begrüßung wie wichtig es sei, den deutschen Nationalfeiertag mit einer Gedenkveranstaltung zu begehen. „Es ist ein leiser, ein friedlicher Nationalfeiertag, verglichen mit den lauten Paraden und Feierlichkeiten anderer Länder, dennoch ein wichtiger Tag, der Spaltung und Trennung in Deutschland und ganz Europa überwunden hat. Er hat mehr verdient als dass man ihn nur als einen einkaufsfreien Samstag in diesem Jahr wahrnimmt“, so Baisch.
Als Zeitzeuge der ersten Stunde erläuterte der CSU Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Alfred Sauter, dass gerade der 3. Oktober eigentlich ein wenig emotionaler Tag sei, anders als der 9. November 89, der Tag des Mauerfalls. Dennoch kann sich Sauter, damals Europastaatsekretär, noch gut an den 3. Oktober 1990 erinnern, den er in Brüssel verbracht hatte. „Deutschland wollte die Vereinigung unbedingt. Viele in Europa hatten die Chance, die sich für den ganzen Kontinent daraus ergab, zunächst nicht ganz verstanden und ich wurde viel nach den Hintergründen und Einschätzungen gefragt. Ein Tag der mich sehr beansprucht hat“, erzählte Sauter. Letztlich so ist sich der Landtagsabgeordnete sicher, war die CSU damals die letzte Partei, die noch an die Wiedervereinigung geglaubt habe und das war auch gut so, denn es war ein unglaublicher Glücksfall für die deutsche und europäische Geschichte, friedlich, ohne einen einzigen Schuss.
Für die junge Generation, so der Günzburger Landrat Dr. Hans Reichhart, gebe es kaum eigene Erinnerungen an diesen Tag, jedoch bleibe trotzdem das wenige in Bildern an die Wiedervereinigung im Gedächtnis: für ihn der Mauerfall und die Emotionen pur! Immer wieder komme ihm ein Zitat seines Papas in Erinnerung: „Hätte das doch der Opa noch erlebt.“ Es ist jetzt die Aufgabe heute noch weiter zusammenzuwachsen. Er als Vertreter der Jugend empfindet: „Deutschland ist eine Nation in einem Europa und der 3. Oktober ist der Tag der Freiheit.”
Sehr persönlich schilderte der Günzburger Oberbürgermeister Gerhard Jauernig, dass der Tag der Deutschen Einheit 1990 einer der für ihn einschneidenden Erlebnisse im Leben gewesen sei. „Da gibt es Erinnerungen an den innerdeutschen Grenzübergang bei Busfahrten vor der Öffnung und die Günzburger Partnerschaft mit Neustadt in Sachsen, die sehr erfolgreich die Amts- und Verwaltungshilfe gelebt hat“ so Jauernig und er zitierte auch eine SMS-Nachricht des dortigen ehemaligen Bürgermeisters vom Morgen des 3.10.2020: „UNS geht es gut!“ Besser könne man es nicht ausdrücken, so der OB.
In ihrem Schlusswort bekräftigte Günzburgs 2. Bürgermeisterin Dr. Ruth Niemetz als Organisatorin der Veranstaltung und Musikerin, der feierlich mit Jazzklängen umrahmenden Musikcombo, dass für sie der ganze Zeitraum zwischen November 89 und Oktober 90 aus sehr persönlichem Grund besonders wichtig war, da ein Teil der Familie in Berlin lebte. „Es war, wie wenn ganz allmählich ein Schatzkästchen aufgeht, Erleichterungen im Transit, neue Landschaften, Orte und Menschen“, erläuterte Niemetz ihre Sicht.
Bildunterschrift: v.l. Bezirksrätin Stephanie Denzler, Landtagsabgeordneter Alfred Sauter, Oberbürgermeister Gerhard Jauernig, Landrat Dr. Hans Reichhart, 2. Bürgermeisterin Dr. Ruth Niemetz, stellv. CSU Ortsvorsitzender Stefan Baisch, stellv. CSU Ortsvorsitzender Philipp Rauner
Foto: Waldmann-Fink/CSU