Deutschland muss digital werden. Die Bundesregierung will einen modernen, vernetzten und innovativen Staat und es ist Sache der Länder, die hierfür entworfenen Pläne umzusetzen. Doch gerade in Angesicht der weiterhin andauernden Covid-19-Pandemie droht erneut die Stagnation. Trotz seiner wirtschaftlichen Stärke ist Deutschland seinen Nachbarn und besonders asiatischen Ländern wie Südkorea deutlich unterlegen, wenn es um die digitale Transformation geht. Was bedeutet dies für das Land Bayern und für den Landkreis Günzburg?
Bayern schneidet gut ab
Im bundesweiten Vergleich liegt der Freistaat Bayern insgesamt im Mittelfeld, ist jedoch seit 2014 führend bei dem Ausbau des Breitbandnetzes, gerade auch im ländlichen Raum. Dieser ist eine Problemzone und ist nur schwierig zu versorgen. Ein Blick auf den Breitbandatlas des BMVIs zeigt: Bayern ist nahezu 100% mit 16 Mbit/s-DSL versorgt und erreicht ebenfalls im 30 Mbit/s-Bereich eine hohe Sättigung. Internet mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von mindestens 30 Mbit/s wurde von der Bundesregierung als „schnelles Internet“ definiert, jedoch ist dies längst nicht mehr der Standard. Bis 2025 soll ganz Deutschland mit Gigabit-Netzwerk versorgt sein, welches Geschwindigkeiten von 1.000 Mbit/s erreicht. Angesichts der in der Vergangenheit bereits verpassten Breitband-Ziele stellt sich weiterhin die Frage, ob dies realistisch ist.
Für die Digitalisierung spielt die Breitbandversorgung eine besonders wichtige Rolle. Die „Smart Factory“ der Zukunft soll sämtliche Maschinen, Anlagen und Arbeiter über das Internet miteinander verbinden, um durch das Ansammeln und Auswerten von Daten die Produktivität zu verbessern. Für lokale, betriebsinterne Netzwerke könnte der Mobilfunkstandard 5G die Lösung sein. Auch Landwirte setzen auf mobiles Internet, wenn sie ihre Höfe in nur schwer zu versorgenden Gebieten betreuen. Jedoch stellte Covid-19 besonders Krankenhäuser und Schulen vor neue Herausforderungen, die nur mittels zuverlässigen Internets gemeistert werden konnten. Die Umstellung von Präsenz- auf Online-Unterricht war für viele Schulen alles andere als einfach, denn es fehlte im Frühjahr 2020 noch immer an technischer Infrastruktur, besonders aber auch an fachlicher Schulung des Lehrpersonals. Insgesamt bewerteten Schüler/-innen und Eltern das Online-Lehrangebot negativ und die Zeit, mit der sich Kinder mit der Schule beschäftigten, sank zwischen März und Juni um mehr als die Hälfte. Für Bundes- und Landesregierungen besteht also weiterhin Ausbaubedarf und die noch sehr weit verbreiteten Kupferleitungen müssen durch Glasfaserkabel ersetzt werden. Noch in dieser Legislaturperiode sollen sowohl Schulen als auch Krankenhäuser an das Gigabitnetz angeschlossen werden.
Wie schlägt sich der Landkreis Günzburg?
Die durch das Land Bayern angebotenen Förderungsmittel kommen auch im Landkreis Günzburg zum Einsatz, so wird über die nächsten 15 Jahre das Digitale Gründerzentrum in Leipheim unterstützt, welches im Mai in die Geschwister-Scholl-Straße auf das AREAL pro gezogen ist. Trotz seiner ländlichen Lage bleibt der Landkreis beliebt bei Gründern und das Gründerzentrum soll besonders digital-orientierten Neuunternehmen den Einstieg erleichtern. Inzwischen sind außerdem über 90% aller Haushalte hier mit schnellem Internet über 50 Mbit/s versorgt und diese Quote steigt weiter heran. Ausbaubedarf gibt es weiterhin bei der Gigabit-Versorgung, jedoch haben die Schulen in und um Günzburg insgesamt gut auf die Krise reagiert und ihre interne Infrastruktur entsprechend erweitert. Für umliegende Regionen ist der Landkreis ein Vorzeigemodell und trotzt dem Vorurteil, dass ein ländliches Gebiet sich nicht digitalisieren lasse.