Im Dominikus-Ringeisen-Werk haben sich die konsequenten Corona-Maßnahmen gelohnt

Pandemie: Wie die soziale Einrichtung, die an 30 Standorten in Bayern Menschen mit Behinderung und im Alter begleitet, das Ausnahmejahr 2020 bislang gemeistert hat

Bereits im Dezember 2019 hat die Corona-Pandemie im Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW), das Menschen mit Handicap begleitet, begonnen – zumindest gedanklich. Die ersten positiven Fälle unter Mitarbeitenden sollten zwar erst im Frühjahr 2020 auftreten. Aber für Wolfgang Tyrychter, Leiter des Vorstandsressorts Teilhabe und Assistenz, war schon damals klar: „Das Virus wird nach Europa kommen.“ Im Februar wurde ein DRW-interner Kreis aus Fachleuten der Medizin, Hygiene und weiterer Disziplinen gegründet sowie ein Krisenstab eingesetzt. Wolfgang Tyrychter: „Seither arbeiten wir beständig im Krisenmodus und befassen uns Tag für Tag mit den aktuellen Entwicklungen und Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie. Corona dominiert unseren Arbeitsalltag seit Februar vollständig.“

Früh reagiert

Die früh eingeführten Hygienestandards und Sicherungsvorkehrungen in Wohnbereichen, Werk- und Förderstätten, in den Förderschulen und Ausbildungsbereichen des DRW, die umfangreichen Corona-Testungen im MVZ Ursberg, die konsequente Nutzung von Schutzbekleidung auf Wohngruppen und eine immer wieder verschärfte Maskenpflicht, „aber auch die hohe Solidarität und Disziplin der Mitarbeitenden, Klienten und ihrer Angehörigen“, wie Wolfgang Tyrychter sagt, haben bislang ein schwereres Ausbruchsgeschehen in DRW-Einrichtungen verhindert. Besonders erfreulich: Alle bisher Infizierten haben die Erkrankung gut überstanden. Trotzdem hinterlässt die zweite Corona-Welle deutlich tiefere Spuren als die erste, wie die Zahlen zeigen.

Wie das DRW betroffen ist

Das DRW begleitet ca. 5.000 Menschen mit Handicap. 4.500 Mitarbeitende sind in drei bayerischen Regierungsbezirken beschäftigt. Seit Ausbruch der Pandemie im März bis Anfang Dezember hat man unter den Mitarbeitenden des Gesamtwerks knapp 130 Personen gezählt, die positiv auf das Corona-Virus getestet worden sind, also rund 3 Prozent. Unter den Klienten sind es mit ca. 90 Personen rund 2 Prozent. Seit Oktober steigen die Infektionen stark an. Der November verzeichnete bislang den Höchststand positiver Corona-Tests. Auch Teile der Verwaltung des DRW sind betroffen. „Es gibt nahezu keinen Standort, der noch nicht mit positiven Fällen konfrontiert gewesen ist“, sagt Wolfgang Tyrychter. Am stärksten seien es derzeit die Wohneinrichtungen und die Förderschulen in Ursberg, gefolgt von den Werk- und Förderstätten. Aufgrund der Dichte an DRW-Einrichtungen und der Vielzahl von Mitarbeitenden gab es im Landkreis Günzburg bislang die meisten Infektionen im Vergleich zu anderen DRW-Regionen.

Problem: Ausfall von Mitarbeitenden durch Quarantäne

Dass deutlich mehr Mitarbeitende positiv getestet wurden als Klienten, führt Tyrychter auf deren größere Anzahl sozialer Kontakte zurück. „Zudem wurde sehr schnell deutlich, dass unser vordergründiges Problem der Ausfall von Mitarbeitenden durch häusliche Quarantäne ist, da diejenigen, die zuvor positiv getestete Klienten betreut hatten, von den Gesundheitsämtern in der Regel als Kontaktpersonen der Kategorie 1 eingestuft und deshalb in eine 14-tägige häusliche Quarantäne geschickt wurden“, berichtet er. „Durch das weitgehende Tragen von FFP2-Masken im Dienst konnten wir erreichen, dass deutlich weniger Kollegen in Quarantäne mussten. Dieses Konzept passen wir ständig an die neuen Vorgaben des RKI an.“ Das Tragen von FFP2-Masken wird mittlerweile auch für die Bereiche der DRW-Verwaltung empfohlen.

Verschärfte Maßnahmen und verstärkter Einsatz von Schnelltests

Die Verantwortlichen des DRW und der Landkreis Günzburg reagierten entsprechend: Anfang Dezember wurde für Bewohnerinnen und Bewohner aus stationären Wohneinrichtungen ein Betretungsverbot für die Werk- und Förderstätten durch das Gesundheitsamt bis einschließlich 8. Januar 2021 ausgesprochen. Werkstattbeschäftigte, die in einer eigenen Wohnung leben, dürfen dagegen weiterhin zur Arbeit kommen. „Zudem haben wir in Wohneinrichtungen mit Infektionsgeschehen ein Besuchsverbot erlassen“, erläutert Tyrychter. Seit Anfang Dezember sollen in allen Landkreisen vermehrt sogenannte Antigen-Schnelltests zum Einsatz kommen. Mehrmals und unter großem organisatorischem Aufwand finden dazu Schulungen von Mitarbeitenden unter Anleitung des ärztlichen Personals statt. Die Kolleginnen und Kollegen sollen bis zu zweimal in der Woche getestet werden. Wie lange Corona die Menschen im DRW belasten wird, weiß niemand. Aber die Hoffnung auf einen Impfstoff wird gerade auch unter Menschen mit Behinderung immer größer. Bevor es aber soweit ist, heißt es weiterhin sämtliche Hygiene- und Schutzmaßnahmen zu beachten und anzuwenden.

Kontaktreduzierung bleibt wirksames Mittel

„Leider bleibt ein zentrales Mittel gegen Corona die Kontaktreduzierung sowie der Abstand zueinander, damit wir das Infektionsgeschehen gut kontrollieren und überblicken können“, sagt Wolfgang Tyrychter. Aber er weiß auch um die konkreten Folgen dieses Satzes, die enorme seelische Belastung für viele Menschen mit geistiger Behinderung, gut neun Monate nach Beginn der Pandemie. Die große Herausforderung: Infiziert sich ein Bewohner der Wohngruppe, wird er von den Mitbewohnern, die ebenfalls in eine 14-tägige Quarantäne müssen, isoliert und muss sich in seinem Zimmer aufhalten. Mitarbeitende tragen Ganzkörperschutz, was Bewohner zusätzlich irritiert. Wird ein weiterer Bewohner der Wohngemeinschaft positiv getestet, verlängert sich die Quarantäne für die ganze Wohngruppe entsprechend. Eine Einrichtungsleiterin wählt die Worte „ausgelaugt“ und „gebeutelt“, wenn sie von ihren Quarantäne-Gruppen spricht.

„Es ist fantastisch, was sie auf die Beine stellen“

Und die Mitarbeitenden? Sie sind in der Pandemie deutlich höheren Belastungen ausgesetzt – auch dies seit nunmehr neun Monaten. „Es ist fantastisch, was sie alles für die Klienten unserer Einrichtungen auf die Beine stellen, um die Zeit der Bewegungs- und Begegnungseinschränkungen für sie so erträglich und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten“, sagt Wolfgang Tyrychter. „Mein Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen in den Einrichtungen, die so konsequent die Schutzkonzepte umsetzen, die Schutzkleidung tragen und auch erkrankte Bewohnerinnen und Bewohner versorgen.“

Zum Dominikus-Ringeisen-Werk

In den bayerischen Regierungsbezirken Schwaben, Oberbayern und Unterfranken an über 30 Standorten begleitet das Dominikus-Ringeisen-Werk ca. 5.000 Menschen mit einer geistigen Behinderung, Lernbehinderung, mehrfacher Behinderung, Sinnesbehinderung, Autismus, erworbener Hirnschädigung, psychischer Erkrankung und Menschen im Alter. Am Standort Ursberg (Landkreis Günzburg), dem Stammsitz der kirchlichen Stiftung, leben ca. 900 Menschen mit Handicap. Über 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für das Dominikus-Ringeisen-Werk tätig.

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Zum Foto (DRW/Liesenfeld): Das MVZ Ursberg führt in einem leerstehenden Gewächshaus der Klostergärtnerei Ursberg umfangreiche Corona-Tests durch.

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