Interview mit der Intendantin des Landestheater Schwaben

Schillers “Die Räuber” im März im Forum am Hofgarten

Am 26. März gastiert das Landestheater Schwaben mit den „Räubern“ im Forum am Hofgarten in Günzburg. Die Intendantin, Frau Dr. Mädler, stand Felicitas Macketanz aus dem Kulturamt der Stadt Günzburg für ein Interview zur Verfügung.

Frau Dr. Mädler, Sie sind Intendantin des Landestheaters Schwaben (LTS). Sie sorgen also dafür, dass immer spannende und bewegende Geschichten auf die Bühne gebracht werden. Eines der Stücke, die das LTS in dieser Spielsaison zeigt und am 26. März im Günzburger Forum am Hofgarten präsentieren wird, ist der Klassiker „Die Räuber“ von Friedrich Schiller. Warum haben Sie sich für dieses Drama entschieden?

Unsere Spielzeit trägt den Titel ES KOMMT DARAUF AN! und wir beschäftigen uns die ganze Saison mit der Frage, was es heute bedeutet, sich als politischer Mensch zu begreifen, politisch zu denken und zu handeln. Schillers Text ist für uns eines der „Ur“-Stücke zu dieser Frage: Aus welchen Gründen widersetzen wir uns einem bestehenden System? Ist das Private immer politisch? Wann wird Rebellion zu Radikalität und Fanatismus?

Schillers Werk ist schon über 200 Jahre alt: Was macht diesen Stoff heute noch so brisant?

DIE RÄUBER ist ein Klassiker im besten Sinne, indem er existentielle Fragen verhandelt, die sich an jede Zeit anders stellen lassen, aber nichts von ihrer Dringlichkeit einbüßen. Schillers Text glüht vor Wut, Radikalität und Leidenschaft. Seine höchst politischen und zutiefst persönlichen Fragen scheinen mir inhaltlich zur Zeit brisanter denn je: Wie können wir uns eine Basis für die Zukunft geben, wie überwinden wir das Zerstörerische und finden zusammen zu Visionen?

Die beiden Hauptcharaktere sind in Schillers Vorlage Männer, werden aber in der LTS-Inszenierung von Frauen gemimt. Sind Frauen die besseren Schauspieler oder wollten Sie damit ein Zeichen setzen?

Tatsächlich interessieren wir uns am LTS immer sehr dafür, mit unserem starken Frauenensemble auch klassische Stoffe im Hinblick auf zeitgemäße Geschlechterbilder zu untersuchen: Im Zentrum der RÄUBER steht die Frage, wie wir uns als Individuen in der Welt finden und behaupten, ohne jegliche Gemeinschaft zu zerstören. Schiller zeigt diese Welt als eine stark männlich dominierte, eine von den Vätern definierte Welt. Söhne müssen sich gegen die Väter behaupten und schmerzhaft einen eigenen Weg suchen. Sie scheitern. Die Frauenbesetzung spitzt diese Frage für heute zu: Wieviel schwerer ist es, als weibliches Individuum in der Welt „Ich“ zu sagen…

Das Landestheater Schwaben gastiert am 26. März mit dem Klassiker “Die Räuber” im Forum am Hofgarten in Günzburg.
Foto: Forster

„Die Räuber“ werden in Günzburg nicht nur dem breiten Publikum gezeigt, auch eine Schulvorstellung wird es geben. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Über was sollen die Schüler nach dem Theaterbesuch mit ihren Eltern zu Hause am Esstisch sprechen?

DIE RÄUBER laden zu den Debatten ein, die jetzt über FRIDAYS FOR FUTURE wohl an den Esstischen geführt werden: Ich hoffe, dass die Schüler nach dem Theaterbesuch mit ihren Eltern über Verantwortung sprechen, ihre berechtigten Forderungen an eine lebenswerte Zukunft an sie richten und alle gemeinsam darüber im Gespräch bleiben können, in welcher Welt wir leben und leben wollen.

Apropos Zuhause: Sie waren bis 2016 am Theater Münster tätig und kamen von dort dann nach Memmingen ans Landestheater Schwaben. Wo fühlen Sie sich eigentlich zuhause?

Im Theater!

Und welche Mentalitätsunterschiede haben Sie zwischen Schwaben und Münsteranern kennengelernt?

Auf diese Frage lasse ich mich als spröde Niedersächsin lieber nicht ein.

Hand aufs Herz: Sind die Schwaben regelmäßige Theatergänger oder eher
„Kulturbanausen“?

Ich finde die Schwaben richtig tolle Theatergänger! Sie sind zwar vielleicht im ersten Moment etwas zurückhaltend, aber wenn sie Vertrauen in die Qualität der künstlerischen Arbeit gefasst haben, gehen sie mit großer Lust, Offenheit und Neugier in jedes Theaterabenteuer.

Was müsste sich in unserer schwäbisch-bayerischen Region ändern, damit das Theater noch populärer wird?

Das Theater ist einer der wenigen Orte in unserer Gesellschaft, an dem wir uns in Echtzeit begegnen und gemeinsam etwas erleben und darüber in Austausch kommen. Ich würde mir generell wünschen, dass sich noch mehr Menschen auf dieses Erlebnis einlassen. Den Bayerisch-Schwaben möchte ich zurufen: Kommt doch mal so spontan ins Theater, wie Ihr ins Kino geht! Theater ist keine elitäre Hochkulturveranstaltung, sondern ein lebendiger Ort für Alle und ihr seid immer herzlich eingeladen!

Das Landestheater Schwaben hat 2019 den Theaterpreis des Bundes gewonnen. In der Begründung der Jury heißt es unter anderem, dass das Landestheater mit Ihrer Hilfe wieder auf „die Theaterlandkarte katapultiert“ wurde und beweist, dass man auch „in der sogenannten Provinz überregional Aufmerksamkeit generieren kann“. Wagen wir einen
Blick in die Zukunft: Wie wird sich das LTS im Jahr 2035 entwickelt haben?

Ich hoffe, dass es dann noch mehr zum Theater der Region geworden ist, mit vielen Gastspielen und einer großen Identifikation in ganz Schwaben. Programmatisch wünsche ich mir auch dann – ebenso wie heute – ein Theater, das sich mit den großen Themen der Zeit beschäftigt, künstlerisch herausfordert und das Publikum einlädt, zu denken, zu fühlen und zu träumen.

Und ohne zu viel zu verraten: Was erwartet die Besucher des Stücks „Die Räuber“ am 26. März im Forum am Hofgarten in Günzburg?

Die junge Regisseurin Julia Prechsl hat einen energiereichen, aufregenden aber vor allem berührenden Abend über eine junge Generation auf der Suche geschaffen. Es erwartet die Besucher ein kraftvoll und emotional aufspielendes großes Ensemble, phantasievolle Kostüme und ein dramatischer musikalischer Background – und sicherlich viel Gesprächsstoff hinterher!

Karten für die Räuber am 26.3.2020 (ab 19 Uhr) im Forum am Hofgarten gibt es beim Kartenverkauf unter Tel.: 08221/3663-20 oder unter kartenverkauf@forum.guenzburg.de
Öffnungszeiten: Mo. bis Sa. 10-13 Uhr, Do. zusätzl. 16-18 Uhr
Sonn- u. Feiertage, Faschingsdienstag geschlossen.
(19Uhr kostenkose Einführung, 19:30 Uhr Aufführungsbeginn
25,00 €; 22,00 € Schüler und Studenten m. Ausweis)

Foto: Eckhart Matthäus

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