Neuer Name für Ludwig-Heilmeyer-Straße

Der Günzburger Stadtrat hat sich in seiner Sitzung am 18.02.2019 mit 16:4 Stimmen für eine Umbenennung der Heilmeyer-Straße ausgesprochen. Grund sind Verstrickungen und mangelnde Distanzierung des Namengebers zum Nationalsozialismus.

Der Günzburger Stadtrat hat sich in seiner Sitzung vom 18.02.2019 mit 16:4 Stimmen für eine Umbenennung der Heilmeyer-Straße ausgesprochen. Grund sind Verstrickungen und mangelnde Distanzierung des Namengebers zum Nationalsozialismus. Das Kommunalparlament sprach sich aber auch für eine aktive und dauernde Auseinandersetzung mit der Person Ludwig Heilmeyer aus. Erläuternde Informationstafeln werden zukünftig die Leistungen des Hämatologen einerseits sowie sein fehlendes Unrechtsbewusstsein in der Nachkriegszeit andererseits aufzeigen. Die Kombination der beiden Maßnahmen ermöglicht zeitgemäße Erinnerungskultur. 

„Geschichte kann auch unbequem sein. Wir haben uns in Günzburg für diesen unbequemen Weg entschieden“, erklärt Oberbürgermeister Gerhard Jauernig und weiter „wenn wir nur das Straßenschild abmontieren, erinnert sich in wenigen Jahren niemand mehr an Ludwig Heilmeyer und den Widerspruch in seiner Biografie. Aber genau das wollen wir, nämlich nachhaltige Erinnerung. Wir stellen uns unserer Geschichte.“  

Nach heutigen Maßstäben und Wissenstand würde der Arzt nicht mehr als Vorbild gesehen werden. „Grundsätzlich geht es auch darum, wie man als Stadt mit Geschichte und Entscheidungen früherer Generationen umgeht. Hier sind Erläuterungstafeln ein gutes Medium für einen verantwortungsvollen Umgang. Sie stellen den historischen Kontext her und ordnen die Person Ludwig Heilmeyers in diesen ein“, sagt Oberbürgermeister Jauernig zum Beschluss des Stadtrats. Man gebe als Stadt so allen Bürgern und Besuchern die Möglichkeit zur Aufklärung.  

Seit einer Antragstellung zur Umbenennung durch die SPD-Fraktion im Januar 2016 diskutierte der Stadtrat die wissenschaftliche Bedeutung Ludwig Heilmeyers sowie seinen Bezug zu Günzburg. Dass sich Heilmeyer um der Karriere willen dem Nationalsozialismus angedient und die Taten des KZ-Arzt Wilhelm Beiglböck beim Nürnberger Ärzteprozess relativiert hat, bewertete das Gremium als schwerwiegend. Diese Haltung sei einer Straßenbenennung nicht würdig. Heilmeyer werden allerdings keine Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen, seine wissenschaftliche Arbeit ist anerkannt.  
 
„Die Mitglieder des Stadtrates haben sorgfältig das Pro und Contra abgewogen, der Fall Heilmeyer ist komplex und nicht einfach zu entscheiden“, sagt Oberbürgermeister Jauernig. Dem Gremium und den Anliegern wurde die Möglichkeit gegeben, sich mit den neuesten Forschungsergebnissen zu Ludwig Heilmeyer zu befassen. Zweimal war Professor Dr. Florian Steger, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Ulm, als Referent für alle Bürger eingeladen, zuletzt im Hauptausschuss am 12. Februar. 

Wie die Straße in Günzburg künftig heißen soll, wird in einer weiteren Sitzung entschieden. Der Stadtrat beauftragte die Stadtverwaltung damit, Vorschläge zu erarbeiten. Auf natürliche Personen solle dabei verzichtet werden. Die konkrete Umbenennung bedarf einiger Vorbereitungszeit, sodass im Laufe des Jahres 2020 mit der Umsetzung gerechnet werden kann. Die Stadtverwaltung und der Stadtrat werden sich in einer der nächsten Sitzungen darüber verständigen, inwieweit mit der Umbenennung verbundene Kosten mitgetragen werden können. „Wir wollen die Aufwendungen der Bürger so gering wie möglich halten“, so der Oberbürgermeister. 

Bild: Pressestelle der Stadt Günzburg, Julia Ehrlich

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