Kirchlicher Segen für neue Wohneinrichtungen in Ursberg

Das Dominikus-Ringeisen-Werk bietet zwei neue Einrichtungen für Menschen mit intensiv-pädagogischem Bedarf

Seit 25 Jahren sind es die ersten Neubauten stationärer Wohneinrichtungen in der Behindertenhilfe am Stammsitz des Dominikus-Ringeisen-Werks in Ursberg: Das Haus St. Peter im Norden von Ursberg bietet Platz für 28 Menschen mit intensiv-pädagogischem Bedarf. Es wurde jetzt im Beisein zahlreicher Gäste von Domkapitular Monsignore Harald Heinrich gesegnet. Sein baugleicher Zwilling, das Haus St. Paul, entsteht derzeit südlich des Krankenhauses St. Camillus und soll im Frühjahr 2020 bezugsfertig sein. Gebaut werden die beiden Einrichtungen mangels staatlicher Förderung von der Sozial Bauen und Investieren GmbH (SoBaInvest), einem Investorenverbund aus den St. Anna Schwestern Kochel am See, der Ursberger St. Josefskongregation und dem Dominikus-Ringeisen-Werk. Das Finanzvolumen beträgt für beide Häuser insgesamt rund 6,5 Millionen Euro.

Einrichtungsleiter Rainhard Maier (links) führte die Gäste bei einem kurzen Rundgang durch das neue Haus St. Peter: stv. Bezirkstagspräsident Johann Fleschhut (Freie Wähler), Generaloberin Sr. Waltraut Engl, DRW-Vorstandsvorsitzender Direktor Walter Merkt, Landtagsabgeordneter Maximilian Deisenhofer (Grüne), SoBaInvest Geschäftsführer Karl-Heinz Rogg, Generaloberin Sr. M. Katharina Wildenauer CSJ und der stv. DRW-Vorstandsvorsitzende Michael Winter (v.l.)

„Es war nicht einfach, dieses Haus zu bauen“, betonte Wolfgang Tyrychter, Leiter des Vorstandsressorts Teilhabe und Assistenz bei einem kleinen Festakt anlässlich der Segnung. Ohne staatliche Investitionsförderung habe man ein anspruchsvolles Bauprojekt für einen anspruchsvollen Personenkreis realisieren müssen. „Zumal die Bewohner eine ganz besondere Lebensumgebung benötigen. Denn sie haben in der Regel zustätzlich zu einer geistigen Behinderung eine psychische Erkrankung oder eine Autismus-Diagnose. Für den Alltag in der Wohneinrichtung bedeutet dies die Notwendigkeit einer sehr individuellen Begleitung. Unsere Klienten leben ganz anders, als sich die Gesellschaft das vorstellt“, erläuterte er. „Sie sind mit unserer Wortsprache und unseren Argumenten meist schlecht oder gar nicht zu erreichen und drücken Dinge oft körperlich, zum Teil mit Gewalt aus. Viele halten die Gemeinschaft mit anderen Menschen nicht lange aus.“

Kleine Betreuungseinheiten

Deshalb wurde bei der Planung der Wohneinrichtungen darauf geachtet, möglichst viele Rückzugsräume zu schaffen. Die großzügigen Einzelzimmer verfügen jeweils über einen eigenen Gartenanteil. Um dies zu ermöglichen, wurde der Bau nur eingeschossig errichtet. In Zeiten von Wohnraumknappheit und Flächenversiegelung sei dies zwar ungewöhnlich, so Tyrychter. Aber man werde auf diese Weise den Bewohnern am ehesten gerecht, die zudem in sehr kleinen Wohngemeinschaften zu sieben Personen leben. „Das ist die kleinste Betreuungseinheit, die wir derzeit in der Begleitung von erwachsenen Menschen haben“, sagte Tyrychter. Aufgrund der immer komplexer werdenden Bedarfe sei in absehbarer Zeit sogar mit noch kleineren Betreuungseinheiten beispielsweise für fünf Bewohner zu rechnen. Außerdem gebe es immer weniger Anbieter in der Behindertenhilfe, die Menschen mit einem so hohen Betreuungsaufwand eine Heimat bieten. „Die Begleitung dieses Personenkreises bringt unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig an ihre Grenzen und darüber hinaus. Trotzdem ist es uns wichtig, gemäß unserem Leitmotiv ‚Jeder Mensch ist kostbar‘ in jedem Klienten einen Menschen zu sehen, der Würde hat und eine würdevolle Begleitung verdient.“

Im Haus St. Peter im Norden von Ursberg leben 28 Menschen mit intensiv-pädagogischem Bedarf in vier Wohngemeinschaften.

DRW als wichtiger Partner des Bezirks Schwaben

Der stellvertretende Bezirkstagspräsident Johann Fleschhut (Freie Wähler) dankte dem Dominikus-Ringeisen-Werk für die wichtige Aufgabe, Menschen mit Behinderungen einen Ort der Würde und der Nächstenliebe zu bieten. Er betonte die enge Verbundenheit des Bezirks Schwaben mit dem Dominikus-Ringeisen-Werk. „In den seltensten Fällen können wir als Bezirk ganz konkret etwas für Menschen mit Behinderung tun. Diesbezüglich sind wir auf starke Partner wie das Dominikus-Ringeisen-Werk angewiesen.“ Leistungsträger wie der Bezirk Schwaben, der die Betreuungsangebote für Menschen mit Behinderungen zum größten Teil finanziert, und Leistungserbringer wie das Dominikus-Ringeisen-Werk müssten sich auf Augenhöhe begegnen, so Fleschhut. Es bedürfe jedoch der Vereinfachung von Prozessen und Abläufen, die all zu oft zu bürokratisch und kompliziert seien.

Der Ursberger Bürgermeister Peter Walburger (CSU) sprach dem Dominikus-Ringeisen-Werk seinen Dank für die geleistete Arbeit aus. Er freue sich, dass nach fast 25 Jahren wieder eine stationäre Wohneinrichtung auf dem Gelände entstanden sei. Die Gemeinde und das Dominikus-Ringeisen-Werk seien eng miteinander verbunden. Es gelte, gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Das bedeute für den Standort Ursberg, man müsse sich zu einem Sozialraum entwickeln, in dem Menschen mit und ohne Behinderung ohne Barrieren gemeinsam leben könnten. „Das kann nur durch tatkräftige Unterstützung der Politik gelingen.“ Hierbei dürfe es nicht bei Worten bleiben. Diesen müssten auch Taten folgen, forderte Walburger.

Karl-Heinz Rogg, Geschäftsführer der SoBaInvest GmbH dankte den Verantwortlichen, die sich bei der Planung und beim Bau der Wohneinrichtung eingebracht haben. Für die SoBaInvest GmbH stehe nicht die maximale Rendite im Vordergrund, sondern die nachhaltige Investition in soziale Projekte.

Nach 18 Monaten Bauzeit könne man nun das erste Gebäude seiner Bestimmung übergeben. Den Bezugstermin für die zweite, noch im Rohbau befindliche Wohneinrichtung könne man aller Voraussicht nach einhalten, so Rogg.

Der Landtagsabgeordnete Maximilian Deisenhofer (Grüne), zeigte sich beeindruckt, mit wie viel Engagement die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Klientinnen und Klienten ein möglichst selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Dazu seien auch die entsprechenden baulichen Voraussetzungen notwendig. Mit dem Bau der beiden Häuser St. Peter und St. Paul seien diese geschaffen worden. Um jedoch dem eklatanten Fachkräftemangel in der Branche entgegenzuwirken, sei die Aufwertung der Berufsbilder dringend nötig, so Deisenhofer.

Dem Festakt vorausgegangen war ein feierlicher Gottesdienst in der Kapelle St. Maria. Domkapitular Monsignore Harald Heinrich nahm in seiner Predigt die beiden Namenspatrone der Häuser in den Blick: Nur im Miteinander könne Leben gelingen, auch wenn man ganz verschieden sei. So sei wohl auch die Beziehung zwischen Petrus, Paulus und Jesus gewesen. Ihre Vision fest im Blick, hätten sie Großes geleistet. Dominikus Ringeisen habe dies mit der Gründung einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung vor über 130 Jahren ebenso gemacht. Bis heute könne man viel erreichen, wenn man an seine Vision glaube.

Bilder: (Markus Landherr / DRW)

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